
Lavatour: Island zu Pferde
Während Nils und meine Schwester Svenja irgendwann mal jeweils mindestens ein Jahr Reitunterricht genossen hatten, beruhte meine Erfahrung mit Pferden lediglich auf einem zweiwöchigen Urlaub auf einem Pferdehof, vor ungefähr sieben Jahren. Dementsprechend aufgeregt war ich, als wir nach der Sicherheitseinweisung und einer warmen Begrüßung seitens unserer Guides von Íshestar endlich den Stall betraten.
Die Pferde – sehr wichtig, PFERDE!! – wurden uns gemäß unserer Erfahrung zugeteilt, und schon bald führte ich meinen kleinen Grauen an den Zügeln hinaus auf die Koppel. Wenn mich meine spärlichen isländisch-Kenntnisse nicht im Stich gelassen haben, hört er auf den sehr zutreffenden Namen “Grauer Struppel”.
FUN FACT:
Isländer können sehr empfindlich darauf reagieren, wenn man ihre Pferde als Ponies degradiert. Anders als Ponies auf dem Festland sind Islandpferde nicht etwa klein gezüchtet worden. Sie mussten sich durch ihre Körperform an das rauhe, kalte Klima anpassen, für das sie jetzt bestens geeignet sind.
Und dann saßen wir auch schon auf und probierten ein wenig aus, ob und wie unsere Pferde dazu zu überreden waren, in die von uns gewollte Richtung zu trotten. (“Vorwärts stürmen, habe ich gesagt!”…)
Sobald sich die Kolonne einmal in Bewegung gesetzt hatte, war das ohnehin kein Problem mehr. Islandpferde sind Rudeltiere, überaus gutmütig… Und diese Besonderen natürlich zusätzlich an solche Touren gewöhnt.
FUN FACT:
Wo in Europa Ochsen vor einen Karren gespannt wurden, mussten auf Island bis noch weit in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts hinein die Islandpferde herhalten. Durch ihren starken, äußerst robusten Körperbau waren sie im Stande, bis zu 120kg zu schleppen!
Nach einigen Minuten, in denen wir ein erstes Gefühl für unsere Pferde und – zumindest ich – für das Reiten an sich bekommen hatten, ließ man uns zwischen der schnellen und der langsamen Gruppe wählen. Also: Schritt oder Trab. Es wurde explizit dazu gesagt, dass beide Touren auch für Anfänger wie mich geeignet wären. Und so gab ich den sehnsüchtigen Blicken der anderen beiden (und meiner eigenen Abenteuerlust) nach und wir schlossen uns der schnelleren Gruppe an.
FUN FACT:
Statt der üblichen 3 Gangarten sind Islandpferde zu vier oder fünf Gängen im Stande. Das Tölten beherrschen sie alle, nur einige besitzen überdies die Fähigkeit zum sogenannten “Flying pace”. Wer davon bisher ebenso wenig wusste wie ich: Schaut euch das mal auf YouTube an, sieht echt lustig aus!
Vermutlich hätte ich vorher fragen sollen, wie genau man den eigentlich trabt. Aber so hüpfte ich auf und ab, felsenfest davon überzeugt, dass ich nach dieser Tour meinen Hintern nie wieder würde spüren können. Immer wieder mäßigten wir das Tempo, was meinem Gesäß und meinen Nerven eine kurze Verschnaufpause gönnte. Und tatsächlich wurde es von mal zu mal besser! Ich wurde weniger hoch geschleudert, verlor seltener einen Steigbügel… Und schließlich fand ich dann doch in den Rhythmus meines kleinen Struppels und hatte den Spaß meines Lebens.
FUN FACT:
Tatsächlich werden Islandpferde zunehmend größer – was vor allem am Futter liegt. Bis noch vor ein paar Jahrzehnten mussten sie sich im Winter selbst durchschlagen. Doch seit sie ganzjährig gefüttert werden, sind sie um über 10 Zentimeter im Durchschnitt gewachsen!
Allerdings nicht nur in die Höhe: Sie haben außerdem den Hang, sehr schnell sehr fett zu werden! Auch ein Überbleibsel aus der Zeit, in der eine gesunde Fettschicht überlebenswichtig war…
Unser Weg führte uns durch eine Vulkanlandschaft hinter Hafnafjördur hindurch, die bei gerade aufgehender Sonne noch faszinierender ist als ohnehin bereits. Das Wetter meinte es gut mit uns und abgesehen von einem kurzen Regenschauer während unserer 10-Minuten-Pause blieben wir trocken und konnten die Sonne in vollen Zügen genießen.
Man glaubt gar nicht, wie rasend schnell 2 Stunden vorbei gehen können! Kurz bevor wir wieder die Ställe erreichten, hatte ich endlich den Dreh vollends raus! Am liebsten wäre ich noch stundenlang weiter geritten… Aber so war es auch schon wieder Zeit für ein letztes Foto und den Abschied von unseren Pferden, die, von ihren Sätteln befreit, sogleich begannen, sich genüsslich im Schlamm zu wälzen. Und natürlich ein herzliches Dankeschön an unsere lieben Guides und an ganz Íshestar, die uns diese wundervolle Lava-Tour gesponsert haben!
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This tour offers an adventurous ride through the lava fields around Mt. Helgafell or Lake Hvaleyrarvatn.